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In Demut, Deine Beatrice

separee
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Frau Santos, Ihr Roman "In Demut, Deine Beatrice" ist ein sinnliches Lesevergnügen und gleichzeitig ein spannendes Buch über eine gefährliche Leidenschaft. Was hat Sie daran gereizt, einen erotischen Roman zu schreiben?

Valentina Santos: Ich wollte wissen, ob ich die Gratwanderung zwischen Erotik und Spannung schaffe. Ein erotischer Roman ist nichts anderes als ein köstliches Dessert. Noch während wir uns mit der Wahl der Vorspeise und des Hauptgangs herumschlagen, fokussieren sich unsere Geschmacksnerven bereits auf den Nachtisch, der unsere Fantasie beflügelt und uns das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.

Erotische Literatur als süße Überraschung und krönendes Finale. Eine gute Aussage! Wie gelingt einem Autor da die richtige Regie?

Der Reiz und die Inspiration einen erotischen Roman zu schreiben, liegt wohl darin, die sexuellen Gelüste und Begehren in einem Ausmaß zu manifestieren, die dem Leser keine andere Chance lassen, als auf diesen Zug aufzuspringen. Dieser Zug wird aber nicht durch den real und nüchtern denkenden Verstand des Schreibers angetrieben, sondern durch sein sinnliches Bauchgefühl, das durch seinen Urtrieb freigesetzt wird. Wie von fremder Hand geleitet, flitzen seine Finger über die Tastatur und gönnen dem sonst so rational agierenden Geist kleine Ruhepausen. Dieser imaginäre Triebwagen rollt dabei immer schneller und schneller über die Schienen der lustvollen Phantasie, in die der Leser unwillkürlich eintaucht – bis er in seinem selbstgesponnenen Kokon aus Begierde und Sinnlichkeit von diesem ICE der Sinnlichkeit ganz und gar mitgerissen wird. Als Autor zögert man natürlich die Spannung bis zum Zerreißen hinaus, so dass es der Leser kaum noch erwarten kann, bis endlich dieses verheißungsvolle Dessert serviert wird, das dann wie ein köstliches Champagnersorbet auf der Zunge zergeht.

Wie unterscheidet sich die Arbeit an einem erotischen Unterhaltungsroman von einem, wenn man so sagen kann „normalen“ Buch?

 Einen erotischen Roman zu konzipieren, ist oft um einiges schwieriger, als einen klassischen Roman zu schreiben. Leser, die Erotik in geschriebener Form wählen, wollen sexuell berieselt werden. Dabei darf aber der Plot nicht zu kurz kommen, sonst wirken die gelungensten Sexszenen bald ziemlich abgedroschen auf den Leser. Erotik und eine geistvolle Geschichte müssen stets im Gleichklang schwingen, sonst entsteht eine Disharmonie, die das Lesevergnügen hemmt. Sexualität und Handlung muss sich kontinuierlich steigern. Bei einem Roman, wo sexuelle Aktivtäten einen Schwerpunkt einnehmen, gibt es nicht sehr viele Möglichkeiten, um diese einen spannenden Plot zu weben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keinen ähnlichen Roman wie "In Demut, deine Beatrice" mehr zustande bringen werde. Aber mir schwirren da Gedanken einer Komödie durch den Kopf, wo Sexualität auf einer ziemlich frivolen Ebene praktiziert wird.

Zu dieser Balance zwischen Spannung und erotischer Leidenschaft: Was können Leser in Ihrem Roman Besonderes entdecken?

Ich glaube, dass mein Roman jene Tiefe besitzt, die vielen erotischen Romanen fehlt. Mein Buch bietet mehr als eine ständige Abfolge sexueller Handlungen, die in eine sehr seichte und vorhersehbare Geschichte verpackt sind. Eigentlich ist mein Erotikroman ein spannungsgeladener Thriller, wo Sexualität nicht mehr ist, als ein Mittel zum Zweck, ein Werkzeug zur Bestrafung. Doch gerade durch diese manchmal ziemlich befremdlich wirkende Sexualität entwickelt sich zwischen meinen Protagonisten eine ungewollte Nähe, die mit einem argentischen Tango zu vergleichen ist, einem Lernprozess durch pure Sinnlichkeit, der die äußersten Gegensätze langsam zu einem harmonisierenden Ganzen vereint.

Da Sie die im Buch ausgelebten SM-Praktiken ansprechen: Was ist Ihnen wichtig, dem Leser auf seine Lektürereise mitzugeben?

Mein Buch wird auch unter SM-Romane geführt, obwohl dieser Begriff in meiner Geschichte nicht ganz passend ist. Die sexuellen Handlungsweisen sind zwar an SM-Praktiken angelehnt, doch in meinem Roman haben diese eine ganz andere Bedeutung. Diese Aktionen sind keine harmlosen Spielchen von Dominanz und Unterwerfung, sondern Vergeltungsmaßnahmen, die jedoch in eine ganz andere Richtung zielen und meine Akteure ungewollt und auf sinnlichste Weise miteinander verschmelzen lassen. Obwohl die sexuellen Praktiken sehr genau geschrieben sind, so driftet mein Schreibstil doch nie ins Ordinär-Obszöne ab, sodass bis zum letzten Wort ein kultiviertes Kolorit geboten wird. Selbst beim Höhepunkt meiner Geschichte, die bestimmt kein leichter Tobak ist, wird auf diesen gepflegten Schreibstil Rücksicht genommen.

Was an "In Demut, deine Beatrice" so überzeugt, ist die besondere Sogwirkung des Romans. Waren Sie selbst von Anfang an so überzeugt von Ihrem Projekt?

Anfänglich hatte ich Zweifel, ob diese Geschichte wirklich gut ist. Deshalb habe ich das Manuskript einen mir befreundeten Germanistikprofessor zu lesen gegeben. Eigentlich wollte er es nur kurz überfliegen. Doch schon nach den ersten Seiten war er so gebannt, dass er die Geschichte am Handy in einer Nacht gelesen hatte. Das war dann der Ausschlag, dass ich das Buch dem Verlag angeboten habe.

Gibt es für Sie bestimmte Rituale beim Schreiben?

Ja, diese Rituale gibt es. Ich bin ein passionierter Frühaufsteher. Meist stehe ich um fünf Uhr am Morgen auf, setz mich in die Küche und beginne zu schreiben. Um halb acht gibt’s für mich und meine beiden Hunde Frühstück. Das Butterbrot für mich und der Schinken für das Getier. In der warmen Jahreszeit sitz ich auf meiner Terrasse, wo das monotone Plätschern des Wasserfalls meines Schwimmteichs beruhigend und sehr animierend auf mich wirkt. Meist schreibe ich bis nach Mittag. Dann ist mein Kopf ohnehin schon so leer, dass ich nichts mehr Ordentliches aufs Papier bringe.

Wenn Sie sich für einen Tag in das andere Geschlecht verwandeln könnten: Was würden Sie tun?

Ich würde mit so vielen Frauen wie nur möglich schlafen. Der Orgasmus eines Mannes ist ja deutlich kürzer, aber angeblich intensiver als der einer Frau. Es wäre sicherlich interessant, welche Intensität hier zum Tragen kommt. Zudem würde es mich interessieren, wie ein Mann eine Frau sieht. Dieses Wissen könnte man gut in einem Roman aus der Sicht eines Mannes verarbeiten.

Das Gespräch führte Eva Riedl, Lektorin bei venusbooks.

Über die Autorin:

Valentina Santos lebt im Weinviertel, einer lieblich-verträumten Gegend im Nordosten Österreichs. Am Schreibtisch ihres Landhauses setzt sie ihre Ideen in aufregende Geschichten um und lässt ihre Leser in ein mitreißendes Kopfkino eintauchen: Liebe, Hass, geheime sexuelle Gelüste und die Zügellosigkeit erotischer Leidenschaft sind ihr Markenzeichen.

"In Demut, deine Beatrice" ist als Teil der Séparée-Edition in Zusammenarbeit mit venusbooks erschienen. www.venusbooks.de/catalog/separee-edition

Titelfoto: CM_Foto - pixabay.com

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