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Geburt in Extase

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Anika Linke

Was hat Lust mit Gebären zu tun und geht das überhaupt? Oh ja! Kann jede Frau während der Geburt einen Orgasmus bekommen? Leider nein. Forscher haben herausgefunden, dass jede 330. Frau unter der Geburt kommt. Aber wie soll das funktionieren?

Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder von allein geschehen lassen oder selbst Hand anlegen. Was völlig abwegig erscheinen mag, wenn man die typischen Horrorgeschichten von Geburten hört.

Ist es eigentlich aber nicht, denn Geburt und Sex liegen ganz nah bei einander. Nicht nur, weil ersteres natürlicherweise das Ergebnis von letzterem ist. Aber abgesehen vom Befruchtungsvorgang wird selten über die Verbindung zwischen Sex und Entbindung gesprochen oder diese überhaupt in Betracht gezogen. Das Wissen der meisten Menschen über Geburten beschränkt sich meist auf a) Geburten sind schmerzhaft und b) Geburten sind entwürdigend (Stichwort: spontane Darmentleerung). Dabei wird während der Geburt auch das Hormon Oxytocin freigesetzt, das auch für die sexuelle Erregung und Orgasmen eine wichtige Rolle spielt. Übrigens wird es auch durch Hautkontakt mit einem Neugeborenen und beim Stillen ausgeschüttet. Passenderweise bedeutet Oxytocin im Altgriechischen „schnelle Geburt“. Durch die Oxytocin-Ausschüttung kommt es zu einem natürlichen Anstieg von Endorphinen, dem körpereigenen Schmerzmittel. Was will man mehr.

Daneben kann Lust unter der Geburt auch entstehen, weil das Kind auf seinem Weg durch den Geburtskanal erogene Zonen berührt, was zu deren Stimulation führen kann. Interessant, oder? Zwar kommen nur wenige Frauen bei der Entbindung zum Höhepunkt, doch das Phänomen gibt es tatsächlich.

Aber ob es dazu kommt, hängt von vielen Faktoren ab: So nehmen Vorerfahrungen, die Gesundheit des Kindes, der Geburtsverlauf, die körperliche Verfassung der Mutter, der Geburtsort, der Partner, die betreuenden Fachpersonen, die Stimmung und die Atmosphäre großen Einfluss auf das individuelle Geburtserlebnis. Manches davon lässt sich steuern und sollte im Laufe der Schwangerschaft daher vorbereitet werden. Anderes ist kaum vorhersehbar. Frauen, die zuhause entbunden haben, sagen in der Regel, dass sie sich während einer Hausgeburt sogar mehr entspannen konnten als im Krankenhaus. Dort werden ständig Untersuchungen durchgeführt, es herrscht teilweise grelles Licht und der Fokus liegt meist auf der Medizin und weniger auf den Bedürfnissen von Mutter und Kind. In einer solchen Situation vor Publikum zu kommen, ist wohl eher unwahrscheinlich.

Aber wie sieht es mit etwas eigener Handarbeit aus? Angela Gallo, eine kanadische Geburtshelferin und Fotografin, hat ihr zweites Kind mit Hilfe von Masturbation entbunden. Ihre erste Geburt war alles andere als angenehm: stundenlange schmerzhafte Wehen, bis das Baby endlich da war. Sie war wie viele Frauen nicht „richtig“ vorbereitet. Das Verständnis des eigenen Körpers kam erst mit dem zweiten Kind. Ihr Mann brachte sie damals auf die Idee der Selbstbefriedigung, als er sie während der Wehen fragte, ob sie Sex möchte. Schließlich fördert Sex die Wehentätigkeit. Außerdem enthält Sperma Prostaglandin, ein Hormon, das die Öffnung des Muttermundes bewirken kann und das auch in künstlichen Wehenmitteln enthalten ist.

Angela Gallo begab sich also in die Dusche und begann während der Wehen ihre Klitoris zu massieren. Sie gab sich den Gefühlen hin und kam mehrmals durch Selbstbefriedigung. Dadurch wurden die Wehenpausen erträglicher und sie hatte keine stechenden Schmerzen mehr. Das Erlebnis  war einzigartig und sie hätte sich gewünscht, diesen Weg schon bei Kind Nummer eins gegangen zu sein.

Heute ist Gallo selbst Doula (Hebamme) und begleitet Geburten auch mit ihrer Kamera. Sie klärt die Frauen auf, ist eine Art Mentorin und sorgt dafür, dass die Gebärenden eine einzigartige Entbindung erleben.

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