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Die unsichtbare Schöne

separee
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JG

Als wir mit Séparée begannen, klärte uns unser Jugendschutzbeauftragter zunächst über No-Gos des Erotikmagazinbetriebs auf: Die äußeren Geschlechtsteile einer Frau dürfen gezeigt werden; die inneren Schamlippen angeblich nicht. Das sei Porno. So lange die Knospe geschlossen ist, ist alles fein, nur aufblühen darf die Rose nicht. Wie stark und gleichzeitig lächerlich dieses Bilderverbot mitunter wirkt, ist nur ein Aspekt, auf den der Dokumentarfilm Vulva 3.0 von Claudia Richarz und Ulrike Zimmermann eingeht. Das weibliche Genital ist und bleibt ein Tabuthema. Obwohl oder vielleicht gerade weil ihm übernatürliche Kräfte nachgesagt werden, mit dem man Bären und Löwen vertreiben, Teufel und Dämonen verjagen und den Weizen zum Wachsen bringen könne.

Der Film beginnt mit einer Pussyverschönerung und endet mit Eindrücken von einem Schönheitschirurgenworkshop. Dazwischen kommen eine engagierte Studienleiterin und eine Sexualtherapeutin, ein Bildbearbeiter und ein Mitarbeiter der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien sowie bekannte Frauen wie Dr. Laura Méritt von Sexclusivitäten und die Verlegerin Claudia Gehrke und viele andere zu Wort.

Inhaltlich spannt sich der Bogen von den vielen Tabus, die mit dem weiblichen Genital verbunden sind, bis zu ästhetischen Eingriffen mittels Photoshop und Laserskalpell. Im Kern dreht sich alles um die Einzigartigkeit des weiblichen Wollustorgans, das so individuell und schön ist wie seine Besitzerin.

Der Film ist ehrlich und direkt, nie lüstern oder sensationsheischerisch. Skandalös ist höchstens die Tatsache, dass unsere Mösen, Pussys, Muschis oder wie sie alle heißen noch immer für Kontroversen, Ekel oder schamhaftes Schweigen sorgen. Dabei fängt das Problem bei uns selbst an und hier liegt gleichzeitig der Schlüssel zur Veränderung. Wann haben Sie sich das erste bzw. letzte Mal eingehend im Spiegel betrachtet. Nicht ihre Nase, ihre Lippen (die im Gesicht), ihre Brüste, sondern Ihre Perle, die äußeren Labien und die inneren? Wie würden Sie Ihre Vulva zeichnen?

Was mir an Vulva 3.0 besonders gefallen hat, ist die unaufdringliche Eindringlichkeit, mit der das Thema dargestellt wird. Seither bin ich vulvenbewusster geworden. Zur Geister- oder Raubtierjagd werde ich sie vorerst noch nicht einsetzen, aber sie auf jeden Fall neu zu schätzen wissen. Ein Pflichtfilm für jede Frau!

Laufzeit: 79 min, Produktionsjahr: 2014, DVD bestellbar auf http://www.vulva3.de

Nächste öffentliche Vorführung am im Rahmen der Bonner Dokumentarfilmwoche am 5.6.15

Copyright für verwendete Bilder: © MMM Film GmbH 2014

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